Wie Sanitäterinnen und Sanitäter mit psychischer Belastung umgehen
Edwin Klinghöfer
Edwin arbeitet als Notfallsanitäter bei der Johanniter-Unfall-Hilfe.
Leon Steinhagen
Leon ist Notfallsanitäter-Azubi bei der Johanniter-Unfall-Hilfe.
Angelina Mayer*
Angelina* (26) arbeitet als Sanitäterin. *Name, Alter und Bild wurden von der Redaktion geändert.
Patrick Jäger
Patrick (24) arbeitet als Rettungssanitäter im Schwarzwald.
Die Audiobeispiele als Text
Edwin Klinghöfer
Das ist eine belastende Situation, mit Verstorbenen, mit Schwerstverletzten zu arbeiten, auch mit dem Wissen, dass man nicht immer den Menschen helfen kann und auch im Beisein von uns Leute versterben. Da hat jeder so seine eigenen Kompensationsmechanismen, um aus solchen Einsätzen einerseits zu lernen, andererseits auch halt mit einer gesunden Psyche da rauszukommen. Sei‘s Mittagsspaziergang oder im Wald laufen gehen, mit dem Hund Gassi gehen, da macht sich jeder seinen eigenen Gang und lernt mit der Zeit seine eigenen kleinen Rituale, wie man mit solchen Situationen umgeht. Spätestens wenn man sich körperlich wirklich schlecht fühlt, sollte man dann auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Leon Steinhagen
Ich habe mir zum Beispiel jemanden gesucht, mit dem man darüber reden kann, sei’s jetzt Kollege, sei’s ein Praxisanleiter oder einfach jemand anderes aus dem Betrieb oder auch aus der Familie, mit dem man über solche Situationen reden kann. Sollten solche Situationen mich extrem belasten, dann gibt’s da auch professionelle Hilfe, die uns von diesem Verband zur Verfügung gestellt wird, aber auch durch die psycho-soziale Notfallversorgung kann man da Hilfe in Anspruch nehmen. Und das denke ich mal, ist wichtig, sich das selbst einzugestehen, dass man solche Hilfe benötigt.
Angelina Mayer*
Am Anfang fand ich es tatsächlich ein bisschen nicht schwierig, aber ungewohnt Erste Hilfe sicher zu leisten, so direkten Kontakt auch mit Menschen zu haben. Aber inzwischen hat sich das Ganze gelegt und wenn ich eine belastende Situation oder einen belastenden Einsatz habe, dann spreche ich unter anderem erst mit meinen Kollegen, die auch da in dem Einsatz waren, mache eine Einsatz-Nachbesprechung. Alternativ habe ich meinen Partner, mit dem ich viel darüber reden kann, weil er selbst vom Fach ist und unsere Wache bietet auch psychologische Betreuung an, wenn es dann vonnöten ist.
Patrick Jäger
Ich hatte extreme Bedenken und Sorgen vor allem halt nicht mal bei Extremeinsätzen, sondern bei diesem Arbeitsalltag, wenn man natürlich mit vielen Schicksalen zu tun hat. Dann war es anfangs schon doll, wenn man mal zum ersten Verkehrsunfall ist oder zum ersten Toten. Irgendwann war das alles ein bisschen schwierig. Aber man hat immer die Möglichkeit, viel mit Kollegen zu sprechen, so die schon länger dabei sind oder sich sonst anderweitig Hilfe zu holen. Man wird nach seinen Einsätzen am Anfang eigentlich immer gefragt, ob es einem gut geht. Man bespricht das alles nach. Man hat schon relativ viel Rückhalt aus dem Kollegium, das hilft am meisten eigentlich. Ist auch bis heute so. Grad über solche Sachen mit Leuten, denen man vertraut, sprechen auf jeden Fall über das Erlebte und Gesehene. Sich von der Seele reden hilft den meisten und wenn man merkt, es geht irgendwie nicht, dann gibt’s immer die Möglichkeit, sich psychotherapeutische Hilfe zu suchen. Es ist nichts, wofür man sich schämen sollte. Man wird stellenweise in Situationen geworfen, auch außerhalb vom Rettungsdienst, die man halt vielleicht auch nicht so gut verarbeiten kann und da hilft es nichts, sich das Ganze irgendwie reinzulöffeln und sich im Stillen dann damit zu beschäftigen.