Überblick zum Präventionsthema

Das Thema des Präventionsjahres von Jugend will sich-er-leben 2023/24 ist die Erste Hilfe.
Das Motto lautet: Erste Hilfe? Ehrensache!

Für alle Fälle

Manchmal können sich Auszubildende nicht vorstellen, dass sie selbst in die Situation eines Notfalls kommen oder beispielsweise eine Notsituation eines Kollegen oder einer Kollegin im Betrieb miterleben werden. Doch das ist durchaus real: Allein im Jahr 2022 ereigneten sich rund 960.700 meldepflichtige Arbeits- und Wegeunfälle. Betrachtet man dazu die Ereignisse mit kleineren Verletzungen, steigt die Zahl der Arbeits- und Wegeunfälle um ein Mehrfaches. Daher ist die organisierte Erste Hilfe zentraler Baustein betrieblichen Handelns. Wenn Menschen – sei es nach einem Unfall oder als Folge einer Erkrankung – Hilfe brauchen, müssen im Unternehmen geeignete Vorkehrungen getroffen sein, damit die Rettungskette funktionieren kann. Keine Frage: Erste Hilfe ist ein grundlegendes Thema, das in allen Betrieben relevant ist.

Selbstbewusstsein stärken

Wegen des mitunter geringen Risikobewusstseins junger Menschen ist es wichtig, Azubis für das Thema „Erste Hilfe“ zu sensibilisieren. Sie müssen wissen, was bei einem gesundheitlichen Notfall oder einem Unfall zu tun ist – im Betrieb, in der Schule oder im privaten Umfeld. Deshalb wendet die DGUV sich mit ihrem jährlichen JWSL-Präventionsprogramm an Azubis, um sie schon zu Beginn ihres Berufslebens zu befähigen, bei einem Erste-Hilfe-Einsatz selbstsicher zu agieren – ob bei einem kleineren Einsatz oder einem Notfall. Durch die Sensibilisierung der Auszubildenden zum Thema „Erste Hilfe“ steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie in einer Erste-Hilfe-Situation verantwortungsvoll und entschlossen reagieren. Hintergrundinformationen unter anderem zur rechtlichen Einordnung sowie das praktische Einüben von Rettungskette und Notruf, eine Erste-Hilfe-Rallye, der Umgang mit möglichen psychischen Belastungen und weitere Inhalte des Unterrichtskonzepts helfen ihnen dabei, Ängste abzubauen, und bereiten sie für den Ernstfall vor. Dank des Unterweisungskonzepts erfahren die Azubis zudem, wie sie sich bei einem Unfall in ihrem Betrieb verhalten müssen und wie dort die Erste Hilfe organisiert ist.

Schlüsselfaktor: Gefühle

Das emotionale Erleben spielt im aktuellen JWSL-Präventionsprogramm ebenso eine besondere Rolle: Indem die Auszubildenden ihre Selbstwirksamkeit erleben, entwickeln sie Mut, in einer realen Erste-Hilfe-Situation beherzt einzugreifen. Weil sie lernen, sich selbst zu vertrauen, werden sie dazu motiviert, im Ernstfall rettende Maßnahmen einzuleiten und sich später vielleicht sogar als Ersthelferinnen und Ersthelfer ausbilden zu lassen und in ihrem Betrieb zu engagieren.

Erste Hilfe geht uns alle an!

Klar ist: Wenn wir selbst einen Unfall erleiden oder einen gesundheitlichen Notfall haben, wären wir alle über schnelle Hilfe dankbar – denn sie kann unser Leben retten! Klar ist aber leider auch: Viele Menschen helfen nicht. Vielleicht, weil das Wissen oder der Mut fehlt oder kein Verantwortungsgefühl da ist – helfen können schließlich auch die anderen. Doch das ist falsch gedacht! Erste Hilfe geht uns alle jederzeit an! Denn ob zu Hause, im Berufsleben oder in der Freizeit: Es könnte unmittelbar notwendig sein, dass bei anderen Menschen (lebens-) rettende Maßnahmen durchgeführt werden müssen, bis ein Rettungsdienst eintrifft.

Und darum ist ein Erste-Hilfe-Einsatz immer wichtig:

  • Jede Person kann etwas tun und bewirken – niemand darf wegschauen!

  • Eine verletzte oder erkrankte Person darf möglichst nicht alleine gelassen werden.

  • Wer hilft, motiviert auch andere zum Helfen: Gemeinsam lässt sich mehr erreichen!

  • Wer Mut zeigt und hilft, fühlt sich stark!

  • Schon in den ersten Minuten kann man mit einfachen Mitteln entscheidend helfen.

  • Und vor allem: Helfen rettet Leben!

Manchmal kommt es auf Minuten an

Bei Erste-Hilfe-Maßnahmen ist Zeit häufig ein ganz entscheidender Faktor: Denn gerade in lebensbedrohlichen Situationen verschlechtern sich die Überlebenschancen des verletzten oder erkrankten Menschen mit jeder Minute. Bei einem Herzstillstand beispielsweise fängt das Gehirn bereits nach drei bis fünf Minuten an, bleibende Schäden davonzutragen, wenn es nicht mit Sauerstoff versorgt wird – bis der Rettungsdienst eintrifft, können je nach Region bis zu 12 Minuten und mehr vergehen! Deshalb muss die Versorgung vor Ort unmittelbar bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durch Ersthelfende beginnen und sich auf dem Transport ins Krankenhaus fortsetzen.

Die Zeichensprache der Ersten Hilfe

Weil schnelle Hilfe bei gesundheitlichen Notfällen und Unfällen entscheidend ist, gibt es ein internationales System, das Personen zielgerichtet den Weg zu Erste-Hilfe-Einrichtungen oder sicheren Bereichen weist: die Rettungszeichen! In Deutschland regelt die Arbeitsstättenverordnung in Verbindung mit der Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A1.3, wie diese Rettungszeichen aussehen und auch, dass sie in jedem Betrieb und jeder öffentlichen Einrichtung gut sichtbar angebracht sein müssen.
Einige Beispiele finden sich im Bild:

Erste Hilfe ist Teamwork

Alle sind verpflichtet, verletzten Kollegen und Kolleginnen zu helfen. Im Betrieb gibt es zudem betriebliche Ersthelfer und Ersthelferinnen, die wissen, was in welcher Situation zu tun ist. 

Betriebliche Ersthelferinnen und Ersthelfer: Kolleginnen und Kollegen im Betrieb, die in Erster Hilfe ausgebildet sind.

Schulsanitätsdienst: Eine Einrichtung engagierter Schülerinnen und Schüler, die in Erster Hilfe ausgebildet sind.

Betriebssanitäterinnen und -sanitäter: Besonders ausgebildete medizinische Kräfte in großen Unternehmen, auf Großbaustellen und in Betrieben mit besonderem Gefährdungspotenzial.

Betriebliche psychologische Erstbetreuende: Entsprechend ausgebildete Kolleginnen und Kollegen in Unternehmen mit entsprechender Gefährdungslage, die Betroffenen nach belastenden Ereignissen bei der Arbeit (z. B. schwere Unfälle oder Gewalt) unmittelbare psychologische Betreuung bieten.

Gemeinsam gelingt's: Wie Beschäftigte unterstützen

Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben einige Pflichten, um sicherzustellen, dass in ihrem Betrieb Erste Hilfe zu jeder Zeit unverzüglich geleistet werden kann. Zum Beispiel müssen sie ausreichend Ersthelfer und Ersthelferinnen qualifizieren lassen – und Beschäftigte müssen sich bei Bedarf dazu ausbilden lassen. Reibungslos kann Erste Hilfe also nur funktionieren, wenn alle zusammenarbeiten: Das heißt, alle Beschäftigten unterstützen Maßnahmen für eine wirksame Erste Hilfe und gehen zum Beispiel den betrieblichen Ersthelfern und -helferinnen am Unfallort zur Hand. Zudem ist es wichtig, dass sie Unfälle im Betrieb melden, damit diese in Zukunft vermieden werden können.

Ausbildung in Erster Hilfe: Wer, wie, wo?

Die Ausbildung zum betrieblichen Ersthelfer oder zur Ersthelferin steht grundsätzlich (in Absprache mit dem Betrieb) allen Beschäftigten offen. Sie besteht aus einem Erste-Hilfe-Lehrgang mit neun Unterrichtseinheiten. Danach ist alle zwei Jahre eine Fortbildung nötig. Die Kosten für die Aus- und Fortbildungen für die erforderliche Anzahl an betrieblichen Ersthelferinnen und -helfern tragen die Unfallversicherungsträger. Weitere Infos zum Ablauf unter: www.dguv.de, Webcode: d1181874

Wieso Dokumentation so wichtig ist

Selbst wenn das Pflaster auf einem kleinen Schnitt im Finger erst mal nach einer Lappalie aussieht: Die Dokumentation von Unfällen und Erste-Hilfe-Leistungen auf der Arbeit zum Beispiel im Erste-Hilfe-Meldeblock (früher: Verbandbuch) ist nicht nur Pflicht, sondern auch sinnvoll! Warum? Weil sich manchmal kleine Wunden entzünden und ärztlich behandelt werden müssen. Die Eintragungen können bei möglichen Spätfolgen von Arbeitsunfällen eine wichtige Rolle spielen, denn der Unfallversicherungsträger übernimmt die Kosten für die Heilbehandlung. Die Dokumentation hilft den Betrieben auch, aus Unfällen zu lernen, Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten und weitere Unfälle zu verhindern. Im Betrieb ist geregelt, wer sich um die Dokumentation kümmert.

Wichtig: Es sind vertrauliche Daten! Deswegen müssen sie vor unzulässigem Zugriff geschützt sein!

Mithilfe einfordern!

Ein Schlaganfall mitten in der Fußgängerpassage, ein Beinbruch beim Geräteturnen im Sportunterricht, eine Quetschung bei der Arbeit: Häufig sind bei einem Notfall oder Unfall zahlreiche weitere Personen vor Ort und können zur Hilfe eilen, zum Beispiel die betrieblichen Ersthelfer und Ersthelferinnen. Wenn jetzt alle zusammenarbeiten und die notwendigen Sofortmaßnahmen untereinander aufteilen, kann Erste Hilfe schnell geleistet werden! Wichtig ist daher, nicht nur selbst die Initiative zu ergreifen, sondern auch den Mut zu fassen, andere Personen zur Mithilfe aufzufordern und die notwendigen Aufgaben ruhig, aber bestimmt zu verteilen: Eine Person setzt den Notruf ab, eine andere hilft bei der Wundversorgung oder der stabilen Seitenlage, wieder eine andere Person weist den Rettungswagen ein oder schirmt je nach Situation Schaulustige ab. Was einem unter anderen Umständen übergriffig vorkäme – beispielsweise ungefragt Aufgaben an fremde Personen zu verteilen –, kann hier Leben retten!

Quiz und Kreativwettbewerb:
Jetzt mitmachen und Beiträge einreichen!

Jedes Jahr bietet Jugend will sich-er-leben allen Berufsschulklassen die Möglichkeit, an einem Quiz teilzunehmen und kreative Beiträge zum Schwerpunktthema einzureichen.

Zu Quiz und Kreativwettbewerb für Schulen

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Unterrichtsfilm
und Erklärfilme

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Wissen, was zu tun ist!

Unten können hilfreiche Wissensseiten aus dem Unterrichtskonzept zum Ausdrucken heruntergeladen werden, um für den Notfall auf Nummer sicher zu gehen. Diese Seiten sind auch barrierefrei in der PDF-Broschüre des Unterrichtskonzepts verfügbar.